Bundeswehr-Werbung auf dem Katholikentag 2018 in Münster

Die Bundeswehr wirbt auch auf dem Katholikentag in Münster (9.-13. Mai 2018) wieder um Akzeptanz für Auslandseinsätze, Rüstung und Krieg.
 

Am Katholikentag beteiligt ist die Bundeswehr-Musikkorps, die Militärseelsorge, der Militärbischof und die Militärpolizei. Auf diese Weise missbraucht die Bundeswehr eine kirchliche Veranstaltung für Militär-Werbung. Wir werden diesem Missbrauch nach dem Vorbild Jesu (Mt 21,12f) entgegentreten.

(1.) "Tag der Militärseelsorge" am Freitag, 11. Mai 2018: Feier eines Pontifikalamtes [großer Gottesdienst]: Der Katholische Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr, Dr. Franz-Josef Overbeck, feiert an diesem Tag um 11.00 Uhr ein Pontifikalamt auf dem Gelände des 1. Deutsch-Niederländischen Korps, zu dem besonders die Soldatinnen und Soldaten eingeladen sind. Der Gottesdienst wird musikalisch durch das Luftwaffenmusikkorps Münster gestaltet. Im Anschluss an den Gottesdienst gibt es auf dem Gelände des 1. Deutsch-Niederländischen Korps eine Möglichkeit zur Begegnung mit Angehörigen aus den umliegenden Seelsorgebezirken.

(2.) Informationsstand auf der Kirchenmeile: Auf der Kirchenmeile in der Münsteraner Innenstadt werden sich über 330 kirchliche Institutionen, Bistümer, Verbände, Organisationen und Initiativen der Öffentlichkeit präsentieren. Auch die Katholische Militärseelsorge wird in einem Informationszelt über Arbeit und konkrete Aufgabengebiete der „Kirche unter Soldaten“ informieren.

(3.) Zentrale Werkwoche der Katholischen Militärseelsorge vom 09. bis 13. Mai 2018: Das Katholische Militärbischofsamt, KMBA, führt in Zusammenarbeit mit dem Katholischen Militärpfarramt Münster eine Zentrale Werkwoche aus Anlass des Katholikentages durch.

(4.) Beteiligung an Podien und Werkstattgesprächen:
--„Responsibilty to protect - Die Verantwortung zum Schutz von Zivilisten vor inner­staatlicher Gewalt als friedensethische Herausforderung" verantwortet vom Katholikenrat beim Katholischen Militärbischof
--„Willst du den Frieden - rüste zum Krieg (römisches Sprichwort) - Sind Soldaten Friedensstifter?" verantwortet von der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS)
--„Wann kommt Papa/Mama wieder? Familienherausforderung Auslandseinsatz der Bundeswehr" verantwortet vom Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft
--und weitere Veranstaltungen des zebis und des ithf zum Thema „Frieden.
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ERGÄNZUNG, 2.5.2018,  OFFENER BRIEF VON PAX-CHRISTI-MITGLIEDER AN MILITÄRBISCHOF OVERBECK

"Sie verstärken den Mythos erlösender Gewalt" - Offener Brief von pax-christi-Mitgliedern an Militärbischof Overbeck zum „Tag der Militärseelsorge“ auf dem Katholikentag in Münster

Münster, 2.5.2018.
In einem offenen Brief an den katholischen Militärbischof Franz-Josef Overbeck anlässlich des "Tages der Militärseelsorge“ auf dem 101. Deutschen Katholikentag am 11. Mai 2018 in Münster reagiert eine Gruppe von friedenspolitisch aktiven Mitgliedern der katholischen Friedensbewegung pax christi auf ein Interview des Bischofs mit dem Bonner Generalanzeiger am 11. Januar 2018 mit dem Titel Ich bin nicht dazu da, Waffen zu segnen. Sie gestehen ihm zu, zwar im rituellen Sinn keine Waffen zu „segnen“, legen ihm aber anhand einer Kommentierung seiner im Interview vertretenen Positionen ihre Vermutung nahe, dennoch höchstwahrscheinlich zur Verstärkung und Perpetuierung des „Mythos erlösender Gewalt“ (W. Wink) beizutragen, und demnach im Ergebnis sehr wohl im politischen und kulturellen Sinn „Waffen zu segnen“.
Der Brief widerspricht namentlich der Aussage des Militärbischofs, dass im Konfliktfall militärische Gewalt "mitunter" geboten sein könne. Nach der traditionellen kirchlich-ethischen Beurteilung von militärischer Gewalt, der Bellum iustum-Doktrin, könne ein Rückgriff auf Gewalt u. U. zwar erlaubt („gerechtfertigt“) sein, doch niemals geboten. Die Autoren kritisieren im weiteren die durchweg positive Einschätzung der bundesdeutschen militär- und sicherheitspolitischen Entwicklung seitens des Bischofs. Das reicht von der fraglosen Hinnahme des Eintritts der Bundeswehr „in eine neue Ära ihrer Existenz“ im Zuge des Anschlusses der DDR an die Bundesrepublik, über die Beschwörung „weltweite(r) Gefahren“ als treibende Kraft dieser Umwandlung der einst grundgesetzlich verankerten „Verteidigungsarmee“ in eine „Armee im Einsatz“, bis zu einem vorbehaltlosen Lobspruch auf die Bundeswehr als „Parlamentsarmee“ mit „klaren ethischen Standards“.
Der Militärbischof weiche dem Problem der strukturellen Unverträglichkeit von Militär und Christentum aus, indem er den Blick auf die Gewissensentscheidung des Einzelnen lenke. Der Militärseelsorge sei, so unterstellen die Autoren, dabei die Aufgabe zugedacht, „Menschen in ihren Gewissensentscheidungen Stütze“ zu sein, die bereits eine Grundentscheidung für eine aktive und direkte Beteiligung am Militärgewaltsystem getroffen haben, und insofern diesem System als Stütze zu dienen. Militärseelsorge sollte aber durchaus auch zur Einschränkung militärischer Gewalt oder zu deren Verhinderung beitragen können, statt zur Akzeptanzbeschaffung für den Einsatz von Militärgewalt im Dienste ganz anderer Interessen. Anhaltspunkte dafür, dass die militärseelsorgerliche ethische Unterweisung in diesem Sinn praktiziert werde, sehen die Autoren allerdings nicht. Das beredte Schweigen zu politisch-moralisch hoch problematischen Einsätzen der Bundeswehr lasse eher das Gegenteil befürchten. "Erst recht befürchten wir, dass eine faire und kompetente Auseinandersetzung mit dem (jesuanischen) Ethos aktiver Gewaltfreiheit im Unterweisungsangebot des etablierten „lebenskundlichen Unterrichts“ grundsätzlich fehlt."
Die Kirche solle daher das „Potenzial einer staatsunabhängigen Soldat*innenseelsorge“ endlich klarer sehen, fordern die pax christi-Mitglieder, und „maßnehmend am Evangelium“ eine staatsunabhängige Soldat*innenseelsorge aufbauen.
Insgesamt zieht der Brief ein enttäuschtes Fazit des von Bischof Overbeck geäußerten Amtsverständnisses.